Mit Elefanten im Limpopo – Mein spannendstes Erlebnis in Botswana

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Wenn ein Elefant auf dich zuläuft, bist du mit einem Mal wieder ganz im Hier und Jetzt angekommen. Ich war Back-Up in Botswana, als ein junger Elefantenbulle unsere Safari Gruppe auf einem Bush Walk ganz genau anschauen wollte. 

Aber lass mich von vorne anfangen: Letztes Jahr war ich für mein Trails-Guide-Training in Südafrika und Botswana. Nachdem ich bereits Apprentice Field Guide bin, wollte ich jetzt Back-Up werden. Das heißt das Verhalten der wilden Tiere Afrikas einschätzen zu lernen, Fährten zu lesen, die Sicherheit der Gäste im Blick zu haben und mit dem Lead Guide eine einzigartige Safari zu Fuß durch den Busch zu konzipieren. 

So durften wir die Elefantenherde das erste Mal in aller Ruhe beobachten.

Wir waren in Botswana, im Tuli-Block, der an den wunderschönen Limpopo angrenzt. Die Prüfungen lagen bereits hinter uns, ich hatte alles bestanden und durfte jetzt an zweiter Stelle im Gänsemarsch hinter dem sogenannten Lead Guide laufen, die Gäste (in diesem Fall meine Mitstudent*innen) hinter mir. Ich war offiziell Apprentice Trails Guide! Ein großartiges Gefühl, und auch eine große Verantwortung – die Sicherheit der Gruppe lag mit auf meinen Schultern. (Natürlich nicht bei mir allein, sondern uns beiden Guides gemeinsam und unser Instruktor war auch noch mit dabei. Aber es war schon echt was anderes nicht nur hinterher zu ‚trotten‘).

An diesem Nachmittag sahen wir schon die ersten Elefanten bevor ich überhaupt die Sicherheits-Einweisung, das Safety-Briefing, gehalten hatte. Wir standen oben an der steilen Uferböschung, die zwei Elefantenbullen fraßen weiter entfernt unten im Flussbett und konnten uns noch nicht sehen. Ich war aufgeregt: ich werde meinen ersten Elefanten Encounter loggen können, das wird ein guter Walk! 

Kaffee-Pause mit der besten Aussicht die man haben kann
Limpopo, Botswana

Das Guide-Trio: unser Instruktor (links) und Matt vor mir
Tuli Block, Botswana

Im Bann der Elefanten

Im breiten Flussbett können wir die kleine Gruppe schon von weitem gut beobachten, in der Ferne klettern Paviane in den Bäumen, Impalas und Kudus durchqueren die Ebene. Eine einzigartige Idylle. Wir näherten uns den beiden Bullen – sie waren fast schon alte Bekannte, denn wir trafen sie nicht zum ersten Mal. Der Wind stand gut, er kam aus der Richtung der imposanten Dickhäuter, wodurch sie uns noch immer nicht mitbekamen und wir uns noch weiter heranpirschen konnten. Das sollte sich allerdings noch schlagartig ändern…

Ich erinnerte mich selbst daran, mich nicht komplett in den Bann der grauen Riesen ziehen zu lassen – die Aufmerksamkeit muss immer überall sein, keiner weiß wo der nächste Elefant versteckt steht oder ob ein Löwe hinter dem nächsten Busch auftaucht. Wir nennen das auch situational awareness– die urtümlichste Form der Naturverbindung, die einst unser Überleben gesichert hat. 

Es legte sich eine Ruhe über die Gruppe, wie man sie nur auf Safari erleben kann, beim Beobachten dieser einzigartigen Wesen, wie sie sich langsam ihren Weg durch die Bäume auf der kleinen Insel im Flussbett bahnten. Sie reckten sich nach den leckeren Blättern, beachteten uns noch immer nicht. Und wir standen einfach da, beobachteten das Verhalten, mit Vogelgesang im Hintergrund. Ich hätte ewig da stehen können. 

Die beiden Elefanten im Limpopo-Flussbett.
Dieser junge Elefantenbulle kam immer näher.

Und dann wendete sich das Blatt…

Es wurde Zeit weiter zu laufen, zurück in die sandige Mitte des Limpopos, die Elefanten sind nun rechts neben uns. Erst noch ziemlich entspannt, wurde es plötzlich aufregend! Durch unsere Änderung der Position zu den Elefanten haben sie wortwörtlich Wind von uns bekommen. Der Jüngere von beiden kam blitzschnell die kleine Böschung hinuntergelaufen, direkt auf uns zu! In meinem Kopf flogen die Gedanken: Ich bin Back-Up, wo stehen die Teilnehmer*innen? Viel wichtiger, wo muss ich hin? Schnell ans Ende der Gruppe, um alle zwischen den Lead Guide und mich zu bringen. Sind überhaupt alle da? Nein! 

Zum Glück hatte Matt die Situation schon vorhergesehen und kurz mit mir besprochen, wie wir reagieren werden. Ich hatte mich schnell wieder unter Kontrolle – außer, dass zwei der „Gäste“ einige Meter zurückgefallen waren. Schock: wie bekomme ich jetzt alle zusammen? Sie hatten es zum Glück schnell mitbekommen und aufgeholt, nun standen alle zwischen Matt und mir. Während ich mich um die Gruppe kümmerte, hatte er Zeit sich auf den weiterhin näherkommenden Elefanten zu konzentrieren. 

Wir „kannten“ diesen jungen Bullen ja bereits und wussten, dass er neugierig auf Menschen reagiert, dabei aber nicht aggressiv ist. Er kam langsam immer näher auf uns zu, und noch näher, ich habs geliebt! Im Fokus von einem Elefanten zu stehen hat etwas Unbeschreibliches. Dann sagte Matt entschieden: „stop, that is close enough!“ – mit einer kräftigen, aber ruhigen Stimme brachte er den Elefanten zum Anhalten. Kurze Verwirrung, dann drehte dieser um und rannte aufgeregt und mit aufgestellten Ohren davon, zurück zu seinem „Kumpel“. 

Dieses Erlebnis wird uns beiden noch lange als besonderer, gemeinsamer Elefanten-Encounter in Erinnerung bleiben.

And into the forest I go, to lose myself and find my soul. 

John Muir
Siehst du die Elefanten im Hintergrund?

Safari is everywhere

Dieser Encounter war aufregend, aber genau diese Intensität genieße ich so sehr, wenn ich mich im afrikanischen Busch bewege. Situational awareness in der Natur ist uns zuhause im Alltag fast vollständig verloren gegangen, es ist nicht mehr überlebenswichtig für uns. Auf Safari in Afrika habe ich gelernt, was es heißt, wieder im Hier & Jetzt zu sein; alle anderen Gedanken ausblenden zu können, wahrzunehmen und zu erleben, Teil der Natur zu sein, anstatt sie nur unbeachtet zu passieren. Matt (@themegamattt) nennt es in seinem neuen Video „finding happiness“ – mein Ort für Happiness ist in der Wildnis unseres Planeten, denn safari is everywhere

Wo ist dein Ort, um ganz im Hier & Jetzt anzukommen?