Safari is everywhere – Wie mich meine Ausbildung auch Zuhause begleitet

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Im April 2021 ging es für mich nach Südafrika, das erste Mal den Kontinent meiner Träume bereisen, mitten in den Busch. Ich begann die Field-Guide-Level 1 Ausbildung bei EcoTraining. 55 Tage in der afrikanischen Wildnis verbringen, übernachten im Zelt und ausschließlich in der Natur sein, das versprach abenteuerlich zu werden.

Noch während des Semesters konnte ich es kaum erwarten, dass die Klausuren endlich vorbei sind, an Konzentration war nur schwer zu denken. In meinem Kopf drehte sich alles nur noch um die Vorbereitungen für Afrika.

Zu Weihnachten bekam ich Bücher geschenkt und begann schon fleißig darin zu lesen. Sehr schnell merkte ich, wie wenig Ahnung ich eigentlich von den Tieren dort hatte: „Sind Wildhunde eigentlich das Gleiche wie Hyänen und was genau ist eine Antilope?“ Da nützte mir auch mein Wissen aus dem heimischen Wald nicht sehr viel.

In der WG kam meine Mitbewohnerin einmal in mein Zimmer und fragte, was ich denn da für komische Musik hören würde. „Ich lerne die Bird-Calls für Afrika. Ich kann immerhin schon zehn von achtundzwanzig, aber muss mich echt noch ranhalten!“ war in etwa meine Antwort. Wir mussten beide lachen, so verrückt klang es für uns. Aber es hat sich ausgezahlt!

Ankunft in Johannesburg 

Schon im Emeralds Guesthouse in Johannesburg, dicht am Flughafen, begann unsere Safari. Zwei Tage vor Kursbeginn waren wir mit fünf Kursteilnehmern in der Unterkunft und begannen so viele Vögel zu identifizieren wie wir konnten. Meine gelernten Bird-Calls kamen mir da schon etwas zu Hilfe. Auf einmal fand ich es super cool zu wissen wer da um mich herum hüpft, singt und flattert. Noch ein paar Tage vorher gab es für mich in Deutschland Singvögel, von denen ich eine Handvoll mit Namen nennen konnte und Turmfalken im Garten. Mäusebussard und Rotmilan ließen sich auch ab und zu blicken, aber dann war ich mit meinem Vogel-Latein schnell am Ende.

Die Ausbildung 

Angekommen im ersten Camp Selati fühlte ich mich schon sehr bald einfach nur wohl und genau am richtigen Platz. Unter den Kursteilnehmern verstanden wir uns super und schnell entstanden gute Freundschaften. Wir lernten viele Fakten über einzelne Tiere, über Verbindungen zwischen Tieren und Pflanzen und wie sie auf einander angewiesen sind. Jedes noch so kleine oder große Lebewesen hat genaue Aufgaben im Ökosystem und seine eigene ökologische Nische (Ökologische Nische – Beziehung einer Art zu ihrer Umwelt).

Mistkäfer auf dem Boden, der eine Kugel aus Elefantendung rollt, welche deutlich größer ist als er selbst.
Ein Mistkäfer, der eine Kugel aus dem Elefantendung rollt.

Ein Beispiel: der Elefant liebt die Früchte des Marula Baumes zu fressen, scheidet aber 60% seines Futters unverdaut wieder aus. Man könnte meinen, dass das sehr ineffizient ist. Für ihn selber mag auch stimmen, so ist er fast den gesamten Tag mit Fressen beschäftigt, aber der Marula Baum ist auf die leichte Anverdauung der Samen angewiesen um an einer anderen Stelle gut keimen und wachsen zu können. Ohne den Elefanten könnte sich der Marula nur schwer vermehren. Außerdem ist der Dunghaufen eines Elefanten ein echtes kleines Ökosystem und bietet Nahrung für viele andere Tiere, wie etwa die Mistkäfer. Und das ist nur eines von vielen Beispielen.

Je mehr wir draußen unterwegs waren, desto mehr viel mir auf und desto spannender fand ich diese Wechselwirkungen. Denn auch Alexander von Humboldt hat das schon festgestellt: „Alles ist Wechselwirkung“. (https://humboldt-heute.de/de/geschichten/der-humboldt-code)

Wieder Zuhause 

Mittlerweile bin ich seit einigen Wochen wieder in Deutschland und in den Alltag zurück gekehrt. Noch im Kurs haben wir uns darüber unterhalten, was sich wohl nachhaltig bei uns im Leben eingliedern wird, welche Gedanken und Handlungen wir beibehalten werden oder ob wir ganz schnell wieder in den Alltagstrott zurück verfallen und nur noch schöne Geschichten zu erzählen haben. Ich glaubte zwar nicht, dass ich das einfach so hinter mir lassen würde, denn ich wollte den Busch und Afrika am liebsten nicht mehr verlassen! Afrika hat mich voll und ganz in seinen Bann gezogen und das bleibt mir auch jetzt noch in der heimischen Natur.

Zwei Fußspuren übereinander im Sand: von einem Leoparden und einer Hyäne
Hier war zuerst der Leopard und dann die Hyäne unterwegs.

 „Safari is everywhere“ wurde schnell zum Motto von meinen Freunden aus dem Kurs und mir und wir leben es, egal wo, ob in der Stadt, auf dem Land oder in den Alpen. Ich bin fasziniert davon, wie sehr sich mein Blick verändert hat, wenn ich in der Natur bin. Auf jedem Spaziergang mit meinem Hund ist das Fernglas ein genauso fester Bestandteil geworden wie die Hundeleine. Mir fallen Tiere, Insekten und Pflanzen am Wegrand auf, über die ich vorher einfach hinweg geschaut habe.

Mein Blick ist weiter, die Ohren sensibler und der Geist aufmerksamer geworden. Noch nie habe ich auf den Runden durch das Feld, den Wald oder den Garten so viel erlebt und gesehen. Auch wenn ich vorher schon, wie ich dachte, aufmerksam und mit einem recht guten Basiswissen durch den Wald lief.

Jetzt nach meiner Ausbildung zum Field-Guide entdecke ich alles neu. Mein Blick ist noch geschulter, ich entdecke die Fährten am Wegrand und übe mich stets darin zu identifizieren, wer vor mir lang dort entlang gelaufen ist. Früher dachte ich, wir hätten bei uns zuhause kaum Grünspechte, weil ich nie einen gesehen habe. Seit dem ich aber seinen Ruf kenne, weiß ich es besser. Es muss hunderte geben! Meistens höre ich ihn nur, aber manchmal kann ich ihn, dem Ruf folgend, auch entdecken. Ich finde es unglaublich, wenn ich nur anhand einer Stimme sagen kann, welches Tier sich in meiner Nähe befindet und es dann mit Glück zu sehen bekomme. Für mich jedes Mal eine kleine Schatzsuche.

Versuch du es doch auch mal: hör dir den Ruf des Rotkehlchens, des Grünspechts, der Türkentaube oder einem anderen Vogel an, den du magst. Ich bin mir sicher, du wirst mindestens einen von ihnen in deinem näheren Umfeld finden, wenn du erstmal weißt, wie sie sich bemerkbar machen. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: es wird dich nicht so schnell wieder los lassen!

Meine Prüfungsfahrt: der Elefantenbulle beobachtet uns genauso gespannt wie wir ihn.

Ergänzung: 

Diesen Artikel habe ich im Sommer 2021 bald nach meiner Rückkehr ursprünglich für Natucate geschrieben, er ist also schon etwas älter. Über Natucate habe ich meine Reise gebucht und viel Unterstüzung in der Planung bekommen. Ich möchte diesen Artikel dennoch gerne als ersten Beitrag veröffentlichen, weil ich erst durch diese Möglichkeit auf die Idee gekommen bin, einen eigenen Blog zu starten. Hier könnt ihr euch das Original anschauen: https://www.natucate.com/blog/erfahrungsberichte/rangerkurse-suedafrika-field-guide-level-1-lea

Du hast Fragen zum Field Guide Level 1 oder meinem Aufenthalt in Afrika? Ich helfe dir gerne weiter!