Steinbock Safari – Umgeben vom König der Alpen

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Wir waren campen – wildcampen in den Alpen, umgeben von wunderschönen Aussichten und dem König der Alpen: dem Steinbock. Ich nehme dich mit, auf ein unvergessliches Abenteuer, auf eine Safari in die Schweizer Berge. 

Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen – es war meine erste richtige Wanderung in den Alpen und dabei haben wir uns wirklich nicht lumpen lassen. Von Anfang bis Ende war es eine fantastische Safari. But let’s start at the beginning. 

Das Wetter hätte besser nicht sein können: Sonnenschein, ein paar Gutwetter-Wolken und angenehm warm. So stiefelten wir mit unseren vollen Rucksäcken langsam dem Gipfel entgegen. (Wie gut, dass niemand weiß, dass mein Rucksack hauptsächlich mit Tagesverpflegung und der Drohne vollgepackt war, die ich unbedingt dabeihaben wollte. Mein Freund hat dann das restliche Gepäck zum Übernachten dabeigehabt.) 

Rosa blühende Alpen-Rose im Vordergrund, Bergkette mit blauem Himmel im Hintergrund
Die Alpen-Rose

Wir durchquerten Karstfelder – da schlug mein kleines Geographen-Herz ein bisschen höher. Wie wunderschön können eigentlich Steine und Felsen sein? Da musste ich extra in die Schweiz reisen, um endlich das zu sehen, worüber ich schon so viel theoretisch in der Uni gelernt hab. (Karstlandschaften entstehen, wenn der an der Oberfläche anstehende Kalkstein durch Regenwasser verwittert. So bilden sich kleinere und größere Schluchten, die ein eindrucksvolles Bild entstehen lassen.) Auf diesem fruchtbaren Kalkboden war wirklich was los: es blühte so wunderschön in den verschiedensten Farben! Wie diese wunderschöne Alpen-Rose.

Unseren Zielgipfel haben wir natürlich nicht einfach willkürlich ausgewählt – wir waren auf der Suche nach den Steinböcken! In dieser Region sollte die Chance recht hoch sein sie zu entdecken. Wir waren also die ganze Zeit voll aufmerksam, haben die Felswände mit dem Feldstecher abgesucht – nichts. 

Neue Begleiterinnen

Aber was gehört noch unbedingt dazu auf einer Wanderung in den Alpen? Genau, Kühe. Auf einmal standen wir mitten auf dem Weg einer kleinen Herde gegenüber, die uns den Weg versperrten. Mit ein paar Streicheleinheiten haben wir uns an ihnen vorbeigeschlängelt, aber nicht um sie hinter uns zu lassen. Der Alpbauer wollte sie auf noch höhere Weiden bringen und so sind wir ein ganzes Stück mit ihnen gemeinsam gelaufen. Großartige Weggefährten! 
Ihn haben wir natürlich auch nach den Steinböcken gefragt (also mein Freund, ich kann mich ja immer noch kaum mit den Menschen in der Schweiz unterhalten 😄). Er erzählte uns, wo er die Steinbockherde erst vor zwei Tagen gesehen hat. Unsere Hoffnung stieg. 

Ich im Vordergrund, hinter mir die Kühe in einer Reihe.
Tolle Weggefährtinnen!

Als wir gerade unsere Blicke über die Ferne schweifen ließen, bevor wir den weiteren steilen Aufstieg antraten, kam auf einmal – ich dachte erst ein Hund, aber nein – eine Gams an uns vorbei gerast. In vollem Tempo. Und so schnell wie sie aufgetaucht war, war sie auch schon wieder verschwunden. Gämse sind bekannt dafür, dass sie tendenziell scheuer sind als Steinböcke, dennoch sind die Chancen Gämse in den Bergen zu entdecken deutlich höher. Aber sie halten sich oft in der Ferne auf, wo für uns Zweibeiner*innen kein herankommen ist. Und dieser Gams schien das wohl auch auf einmal wieder eingefallen zu sein, dass sie eigentlich nicht da sein wollte, wo sie gerade war. 

Angekommen auf 2262m Höhe

Und dann sind wir endlich oben angekommen. Auf 2262m. Ich war so stolz auf mich! 
Sobald die letzten Gäste mit der Bergbahn den Gipfel verlassen hatten, schwand allerdings auch das gute Wetter. Es wurde kalt, windig und von der Aussicht war nur noch eine Erinnerung übriggeblieben. Nach langem grübeln, wo denn wohl der schönste Sonnenuntergang und am Morgen der schönste Sonnenaufgang eventuell zu sehen sein würde, hatten wir endlich einen Spot für unser Zelt gefunden.

Unsere Mission die Könige der Alpen zu finden immer noch vor Augen, liefen wir einmal rundherum um den Gipfel – wir entdeckten den Schneesperling, den Bergpieper, sogar die Alpenschneehühner (das ist tatsächlich eine Sensation), aber keine Steinböcke. Naja, wir haben unser Bestes getan.

Safari direkt vorm Zelt: die Steinböcke
So happy die Steinböcke gefunden zu haben!

Aber nichts mit Feierabend im Zelt: auf einmal waren sie da. Nur wenige Meter entfernt standen sie unterhalb vom Zelt im Hang. Die Steinböcke! Und nicht nur zwei oder drei: es war eine große Herde mit mindestens 15 Böcken. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Da laufen wir den ganzen Berg ab und sie stehen direkt vor unserem Zelt. 

Und ihr denkt, besser als Steinböcke vorm Zelt geht nicht mehr? Und ob! 

Ich saß im Gras, völlig eingenommen von diesen imposanten Tieren, die in meiner Nähe in Ruhe fraßen. Es war wahnsinnig kalt und windig, aber das störte mich nicht. Erst war ich noch der Meinung, sie hätten uns durch den starken Wind noch nicht mitbekommen – bis sie uns immer mal zwischendurch den Kopf zuwandten, um dann gemütlich weiter zu grasen. Sie störten sich überhaupt nicht an uns.
Langsam lösten sich auch die Wolken wieder auf, zogen an der Felswand hinauf und gaben die untergehende Sonne frei. So ein wunderschöner Anblick: die schwarze Silhouette dieser prächtigen Tiere direkt vor dem orangenen Himmel. Unsere Safari war erfolgreich! Wir waren über glücklich und hatten die Kälte (fast) vergessen. Im Ohr immer den markanten Ruf der Schneehühner, die das Alpen-Erlebnis noch komplett machten. 

Steinbock als Silhouette vor dem Sonnenuntergang.
Steinbock © Manfred Kuster
Ein Alpenschneehuhn auf dem Felsen
Alpenschneehuhn © Manfred Kuster

Respekt vor den Wildtieren

Gefühlt stundenlang beobachteten wir die Herde aus irgendwann fast 30 männlichen Tieren. Wir bewegten uns ruhig, setzen uns hin, folgten den Wildtieren in genügend Abstand über die Kuppe ohne, dass sie ein Anzeichen von Angst vor uns machten. Wir beobachteten ihr Verhalten genau. Schauen sie uns nur neugierig an oder fühlen sie sich bedrängt? 

Es ist wichtig, den Tieren ihren Raum zu geben. Sie sind von sich aus manchmal nur wenige Meter an uns vorbeigelaufen, aber es sind Wildtiere! Ihnen gehört der Berg, wir sind nur zu Besuch hier und haben uns dementsprechend zu verhalten. Wenn ihr einmal das Glück habt Steinböcke oder andere Wildtiere aus der Nähe zu beobachten, genießt den Anblick und die Zeit im Einklang der Natur. Aber bewahrt den Abstand und Respekt, um den Lebensraum dieser Tiere zu erhalten.

Manchmal muss man dem Abenteuer eben Zeit geben, nicht krampfhaft suchen, sondern auf sich zukommen lassen. Wer mit offenen Augen durch die Wildnis streift wird überall etwas entdecken können. Hätten wir uns im Zelt verkrochen vor der Kälte, wäre das wahrscheinlich beste Steinbock-Sighting aller Zeiten an uns vorbeigezogen ohne, dass wir es mitbekommen hätten.  

Was ist dein großer Wildlife-Traum, was möchtest du unbedingt einmal erleben? Oder wo hat dich die Wildnis mit ihrer Schönheit mal wieder völlig überrascht? 
Ich freu mich auf deine Geschichten!

Wir sitzen im Schein der aufgehenden Sonne auf den Felsen, im Vordergrund verschwommen die Alpen-Steinböcke.
Einer der schönsten Sonnenaufgänge überhaupt
© Manfred Kuster

Danke an Manfred, für die tollen Fotos von diesem unglaublichen Erlebnis.


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