Meine Ausbildung zum Field Guide und der Artenschutz

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Für zwei Monate im afrikanischen Busch leben – für mich ging ein Traum in Erfüllung! Vor einem Jahr (April 2021) habe ich die Ausbildung zum Field Guide in Südafrika begonnen; über die Tiere der Savanne gelernt, über die Pflanzen, die Ökosysteme und vieles mehr. Was das für mich mit Artenschutz zu tun hat, erzähle ich euch hier!

Über die Ausbildung

Das Ziel der Ausbildung ist, Safari-Gästen aus aller Welt die wunderschöne Natur Afrikas näher zu bringen, über die Landschaft, Pflanzen und natürlich den Tieren erzählen zu können. Täglich hatten wir zwei Aktivitäten, entweder einen sogenannten Game Drive (mit dem Auto) oder einen Bush-Walk (also zu Fuß, ohne Auto). Alle paar Tage hatten wir eine Vorlesung zu einem unserer 16 Module. Darunter war das Verhalten der Säugetiere, Vögel, Fische und Reptilien, aber auch das Wetter, die Gesteine und der Umgang mit internationalen Gästen. 

Zwei Fußspuren übereinander im Sand: von einem Leoparden und einer Hyäne
Hier war zuerst der Leopard und dann die Hyäne unterwegs.

Es ging eben nicht nur darum, allein etwas über den Elefanten, der ein paar Meter neben dem Auto steht und frisst, zu wissen. Es ging darum, alles miteinander verbinden zu können, angefangen mit der Erde: welches Gestein bildet die Grundlage für die örtliche Erde, welche Pflanzen wachsen dort und welche Tierarten werden dadurch angezogen? Nur wer das versteht, kann seinen Gästen die wunderschöne Wildnis als Ganzes näherbringen und eben auch zu spannenden Erlebnissen führen. 

Mein Ziel war damals aber nicht im Geringsten wirklich einmal Gäste herumzuführen, auf einer Lodge zu arbeiten oder ähnliches. Also warum war ich dann da? 

Ich wollte lernen! Lernen, über eine mir fremde Natur. Lernen, wie alles miteinander zusammenhängt. Aus meiner eigenen Komfortzone herauskommen, ein neues Abenteuer wagen. Und auch, weil ich eine Auszeit vom Studieren unter Corona-Bedingungen brauchte. Um die Natur schützen und erhalten zu können, muss ich versuchen sie zu verstehen, wissen wie sie funktioniert und was mir am wichtigsten ist: sie wahrnehmen! Nur was wir kennen und lieben, werden wir auch erhalten.

Wie ging es weiter? 

Wir waren also tagtäglich auf Streifzug durch den Busch und haben Tiere und Pflanzen gesucht. An einem der ersten Tage sind wir bereits zu Fuß den Löwen im Flussbett begegnet, an Angst habe ich gar nicht gedacht, so spannend war der Anblick. Aber wusstest du, dass Löwen fast 20 Stunden am Tag schlafen? Dementsprechend habe ich sie eigentlich immer nur dösend gesehen. Mehr Action gab es schon bei den Elefanten. Eines unserer beiden Camps, in denen wir gewohnt haben, lag direkt an einem großen Wasserloch und täglich kamen alle möglichen Tiere zum Trinken vorbei. Und zum Spielen, wie die Elefanten. Ich hätte ihnen Stunden dabei zuschauen können, wie die Jungtiere oder Jugendlichen Elefanten durch das Wasser toben, tauchen und sich gegenseitig umschubsen. Elefanten sind uns Menschen vom zeitlichen Ablauf ihres Lebens sehr ähnlich, sie sind verspielte Kinder, pubertierende Jugendliche und erfahrene Erwachsene. Und sie haben Spaß im Leben! 

Zwei spielende Elefanten im Wasserloch beim Camp

Welches Thema mich aber auch sehr in seinen Bann gezogen hat, war (und ist immer noch) das Birding, Vögel beobachten. Und in Afrika sind sie so wunderschön! 

Für die Prüfungen mussten wir Vögel anhand ihres Aussehens, aber auch an ihren Rufen und Gesängen erkennen. Meine Zeltnachbarin und ich hatten schon von Anfang an großen Spaß daran, noch morgens im Bett den Vögeln zu zuhören und zu erraten, wer da um uns herum zwitschert. 

Als ich wieder zuhause war, war ich sehr enttäuscht: hier klangen alle gleich und farblich gab es nicht viel mehr als grau/braun. Dachte ich! 

Denn genau das ist das Wertvollste, was ich für mich von meiner Ausbildung zum Safari Guide in Südafrika mitgenommen habe: je mehr ich wahrnehme, je mehr ich zuhöre und beobachte, desto bunter wird unsere Umwelt, desto mehr Tiere und wunderschöne Pflanzen gibt es zu entdecken. Ich habe sie schlicht weg nur nicht wahrgenommen! 

Was hat das mit Artenschutz zu tun? 

Kommen wir zu dem Teil, warum wir hier sind. Schön und gut, dass ich das alles nun weiß, aber wo ist der aktive Artenschutz? 

Ich habe mich auch vorher schon als Naturschützerin, Klimaschützerin oder Naturbegeisterte beschrieben. Jetzt möchte ich auch noch Artenschützerin werden und schreibe diesen Artikel für Nepada. Denn erst jetzt ist mir klargeworden, warum wir wirklich jede einzelne Art auf der Erde brauchen! 

Der Elefant ist eine sogenannte Schlüsselspezies. Er erschafft durch seine ‚destruktive‘ Art neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Blätter an umgestürzten Bäumen werden zugänglich für Antilopen, sein Dung wird von den Mistkäfern zersetzt und verteilt und die Samen der Marulabäume können erst keimen, wenn sie einmal durch seinen Magen gegangen sind. Es hängt alles miteinander zusammen, jede Art ist ein Teil eines großen Komplexes. Wie bei einem Jenga-Turm. Und wenn zu viele Bausteine verschwinden, bricht der Turm und damit das Ökosystem zusammen. 

Mit dem Wissen, dass ich mir angeeignet habe, ist meine eigenen Achtsamkeit gewachsen. Und hier drin sehe ich meine Chance und Möglichkeit, es an andere weiterzugeben. 

Deswegen starte ich bei dir: gehe in den Wald, in den Park, ins Grüne und höre zu. Wie viele Vogelstimmen kannst du wahrnehmen? Hörst du bekannte Stimmen? Und wen siehst du? Denk dran, es wird bunter, je genauer du hinschaust! Vielleicht kannst du auch Fußspuren im Matsch erkennen, von Rehen, Wildschweinen oder einem Fuchs, der auf der Jagd war. 

Fangen wir an, die Natur vor unsere Haustür zu entdecken und so die Artenvielfalt auf der ganzen Erde zu bewahren. 


Ergänzung

Diesen Artikel habe ich vor kurzem für Nepada Wildlife e.V. geschrieben, ein Artenschutzverein, bei dem ich mich im Kommunikationsteam ehrenamtlich beteilige. Schaut auch dort gerne mal vorbei!
https://www.nepadawild.life/artenschutz-field-guide/

Du hast Fragen zum Field Guide Level 1 oder meinem Aufenthalt in Afrika? Ich helfe dir gerne weiter!